Wie viele andere Lebensbereiche hat sich auch die Partnersuche ins Internet verlagert. Online-Dating kann echte romantische Verbindungen schaffen, doch es ist auch ein beliebter Ort für Betrüger.
Beim Liebesbetrug nutzen Kriminelle die Sehnsucht nach Nähe und Zuneigung aus. Sie erfinden falsche Identitäten, erzählen rührselige Geschichten und setzen moderne Technik ein, um ihre Opfer zu täuschen.
Wenn jemand, den Sie noch nie persönlich getroffen haben, sehr schnell große Gefühle zeigt, Geld fordert oder Videoanrufe vermeidet, handelt es sich womöglich um einen Liebesbetrüger. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Liebesbetrug funktioniert, welche Warnsignale Sie kennen sollten und wie Sie sich beim Online-Dating schützen können.
Wenn die Online-Liebe zu schön ist, um wahr zu sein
Liebesbetrug (auch Catfishing oder Love Scamming genannt) ist eine Form des Betrugs, bei der die Täter vorgeben, sich online zu verlieben. Das Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen, um anschließend Geld oder persönliche Daten der Opfer zu stehlen.
Wenn Sie online mit einer Person kommunizieren, die Sie noch nie im echten Leben gesehen haben, können Betrüger ihre wahre Identität leicht verbergen. Kriminelle erstellen gefälschte Profile auf Dating-Plattformen oder in sozialen Netzwerken und bauen eine emotionale Bindung zu ihren Opfern auf. Nach einiger Zeit fragen sie nach Geld, Geschenken oder persönlichen Informationen.
Die Folgen sind verheerend: Es entstehen große emotionale Schäden und oft hohe finanzielle Verluste. So verlor beispielsweise eine Frau aus Bad Kreuznach rund 200.000 Euro durch eine Liebesbetrugsmasche und verschuldete sich stark. Laut der US-Verbraucherschutzbehörde FTC verloren Verbraucher im Jahr 2023 insgesamt 1,14 Milliarden US-Dollar durch Liebesbetrug.
4 Arten von Liebesbetrug, die Sie kennen sollten
Wie viele andere Online-Betrugsarten kennt auch der Liebesbetrug unterschiedliche Vorgehensweisen. Er beschränkt sich längst nicht nur auf Dating-Websites oder Apps wie Tinder. Besonders Social-Media-Plattformen sind ein beliebtes Jagdrevier für Betrüger. Laut FTC hatten 2022 rund 40 % der Betroffenen, die durch Liebesbetrug Geld verloren, den ersten Kontakt mit den Kriminellen über die sozialen Medien.
Das sind die gängigsten Formen des Liebesbetrugs, vor denen Sie sich in Acht nehmen sollten:
1. Online-Fernbeziehungen
Betrüger geben oft vor, Soldaten im Auslandseinsatz oder aus anderen (beruflichen) Gründen verhindert zu sein, weshalb ein persönliches Treffen unmöglich sei. Sobald sie das Vertrauen ihrer Opfer gewonnen haben, bitten sie um Geld, angeblich für Notfälle, medizinische Behandlungen, Reisekosten oder Zollgebühren.
Solche Ausreden sind typische Warnsignale beim Fernbeziehungsbetrug. Seien Sie besonders wachsam, wenn bereits zu Beginn der Beziehung oder noch vor dem ersten Treffen Geld oder sensible Daten verlangt werden. Auch die Bitte um Zahlungen in Kryptowährungen ist verdächtig, da diese Transaktionen schwer nachzuverfolgen sind.
So können Sie sich schützen
Überweisen Sie niemals Geld an Personen, die Sie noch nie persönlich getroffen haben.
Bleiben Sie skeptisch bei dramatischen Geschichten oder plötzlichen finanziellen Notlagen. Das gilt besonders, wenn Geldforderungen im Spiel sind.
Prüfen Sie Profilfotos mit einer Rückwärtssuche, z. B. über Google Images oder TinEye, um Bilder zu entlarven, die im Internet gestohlen wurden.
2. Catfishing mit Fake-Profilen
Bei dieser Masche greifen Täter auf Fotos realer Personen zurück, um täuschend echte, aber komplett erfundene Identitäten zu erschaffen. Solche Profile wirken oft zu perfekt, um wahr zu sein — und genau das sind sie. Typisch ist, dass Betrüger Videoanrufe vermeiden, Treffen kurzfristig absagen oder sich in widersprüchliche Geschichten verstricken, um ein persönliches Treffen zu verhindern.
Um glaubwürdiger zu erscheinen, bauen Betrüger oft ganze Netzwerke aus Fake-Profilen auf, die ihren Social-Media-Feed mit Leben füllen. Ohne solche Aktivitäten könnten Opfer misstrauisch werden — etwa, wenn die angebliche Person keinerlei Freunde oder Interaktionen in ihrem Profil vorweisen kann.
Was Sie tun können
Bitten Sie um ein aktuelles Foto oder einen Videochat, um sicherzugehen, dass es sich um eine echte Person handelt.
Werfen Sie einen Blick auf die Freundeslisten und Follower der Person, um Auffälligkeiten zu erkennen.
Recherchieren Sie Namen, Beruf oder Telefonnummer in Betrugsdatenbanken.
3. Emotionale Manipulation und Erpressung
Haben Betrüger erst Ihr Vertrauen gewonnen, setzen sie gezielt auf Schuldgefühle und emotionale Abhängigkeit. Sie behaupten etwa, Sie seien die einzige Person, die helfen könne — oder machen Ihnen Vorwürfe, dass Ihre Zurückhaltung fehlende Zuneigung beweise.
Um ihre Kontrolle zu verstärken, drängen Liebesbetrüger oft dazu, den Kontakt zu Freunden und Familie einzuschränken und sich vollständig auf sie zu konzentrieren.
So durchschauen Sie die gängigen Manipulationstechniken beim Liebesbetrug
Love Bombing: Überhäufung mit Komplimenten und Aufmerksamkeit, um schnell Nähe und Vertrauen aufzubauen.
Opferrolle: Ständige Schilderung angeblicher Probleme, die sofortige — meist finanzielle — Hilfe erfordern.
Schuldzuweisungen: Vorwürfe, Sie würden zu wenig Zeit investieren oder seien für die Probleme der Liebesbekanntschaft verantwortlich.
4. Sextortion und Erpressung
Manche Betrugsfälle starten scheinbar harmlos mit Flirtversuchen und münden schnell im Austausch intimer Fotos oder Videos. Sobald sensibles Bildmaterial oder private Informationen vorliegen, drohen die Täter mit deren Veröffentlichung — sofern kein Geld gezahlt wird. Diese Form der Erpressung nennt man Sextortion.
So schützen Sie sich vor Erpressung
Teilen Sie keine kompromittierenden Fotos oder Videos mit Unbekannten. Diese können für Sextortion oder Identitätsdiebstahl missbraucht werden.
Reagieren Sie nicht auf Drohungen, sondern brechen Sie den Kontakt sofort ab und melden Sie die Person.
Sichern Sie alle Beweise und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei oder informieren Sie die jeweilige Dating-Plattform.
Tipps für sicheres Online-Dating
Da Gefühle leicht manipulierbar sind, suchen Betrüger gezielt in Dating-Apps und in sozialen Netzwerken nach ihren Opfern. Mit viel Aufmerksamkeit und Schmeichelei schaffen sie ein Gefühl von Besonderheit — und machen ihre Opfer dadurch unvorsichtig. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, sich vor Online-Betrug zu schützen:
Identität prüfen. Vergewissern Sie sich, dass die Person echt ist — besonders bevor Sie sich persönlich oder emotional auf sie einlassen.
Keine sensiblen Daten teilen. Geben Sie keinen vollständigen Namen, keine Adresse oder Kontodaten preis, solange Sie der Person nicht vertrauen und sie nicht persönlich kennen.
Kein Geld senden. Überweisen Sie niemals Geld an Online-Bekanntschaften. Das Hauptziel von Liebesbetrügern ist Geld. Werden Sie um finanzielle Hilfe gebeten, sollten sofort Ihre Alarmglocken läuten.
Seriöse Plattformen nutzen. Achten Sie auf Anbieter mit Identitätsprüfung und strengen Moderations-Richtlinien. Viele Apps, etwa Tinder, zeigen an, ob ein Profil verifiziert ist.
Rat einholen. Betrüger isolieren ihre Opfer gerne. Sprechen Sie mit Freunden oder anderen vertrauten Personen, diese sehen Warnsignale oft klarer.
Sollten Sie trotz aller Vorsicht Opfer eines Betrugs werden, brechen Sie sofort den Kontakt ab und melden Sie den Vorfall der Dating-Plattform sowie der Polizei. Sichern Sie alle Nachrichten und Materialien als Beweise — jede Information kann bei der Täterermittlung helfen.
Wenn Sie persönliche oder finanzielle Daten weitergegeben haben, lassen Sie vorsorglich Ihre Kreditkarte sperren und ziehen Sie den Einsatz eines ID-Protection-Dienstes in Betracht, um Identitätsdiebstahl frühzeitig zu erkennen. Haben Sie verdächtige Links angeklickt oder Dateien heruntergeladen, installieren Sie eine aktuelle Antivirus-Software und führen Sie einen Malware-Scan durch.
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